Opernsängerin Maria Kataeva: „Das Singen muss leicht klingen“

Stand: 07:54 Uhr Maria Kataevas posiert an einer Betonwand. Die Sängerin stammt aus der sibirischen Industriestadt Nowokusnezk Die Sängerin Maria Kataeva hat in Düsseldorf die Jungfrau von Orleans gesungen Quelle: © Andreas Endermann Die Mezzosopranistin Maria Kataeva wird an der Düsseldorfer Oper in der Titelrolle von Peter Tschaikowskys „Jungfrau von Orleans“ gefeiert. Kataeva gewann mehrere Wettbewerbe und gastiert weltweit. Anzeige Anzeige

Viel ist derzeit von einer Krise der Theater die Rede. Doch es gibt immer wieder Inszenierungen, bei denen die Vorstellungen lange im Voraus ausverkauft sind und um Karten gefeilscht wird. So wie jetzt am Düsseldorfer Opernhaus bei Peter Tschaikowskys selten gespieltem Werk „Die Jungfrau von Orleans“. Star dieser Produktion ist die Sängerin Maria Kataeva, die in der Titelrolle mit bannender Intensität überwältigt. Ihr Wille zur Perfektion ist auch bei diesem Interview erkennbar. Vorab bat sie um die Themen, um sich vorbereiten zu können. Sie besteht darauf, das Gespräch auf Deutsch zu führen, und antwortet in makelloser Diktion.

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WELT: Wie kamen Sie zum Gesang?

Maria Kataeva: Meine Mutter war meine erste Musik- und Gesangslehrerin, sie hat in mir meine Fähigkeit entdeckt. Meinen ersten öffentlichen Auftritt hatte ich mit vier Jahren. Da habe ich mit anderen im Ensemble Kinderlieder gesungen.

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WELT: Wie fühlte sich das an?

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Kataeva: Ich hatte überhaupt keine Angst auf der Bühne. Es war so leicht, so einfach! Bis zum heutigen Tag versuche ich, diese Leichtigkeit wiederzufinden. Denn wenig später, mit sieben oder acht Jahren, kam schon das Lampenfieber!

WELT: Trotzdem haben Sie weitergesungen?

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Kataeva: Es war nie extrem belastend, ich konnte immer auftreten, aber ich war aber unzufrieden, weil ich nicht hundert Prozent liefern konnte. Es hat viele Jahre gedauert, das kontrollieren zu können.

WELT: Aber das Singen war normal, für Sie nichts Besonders?

Kataeva: Doch, denn ich wusste immer, dass ich Sängerin werde. Die erste Ausbildung habe ich dann aber als Pianistin absolviert, danach habe ich Chordirigat studiert, erst am Konservatorium – das ist wie eine Hochschule hierzulande – habe ich dann richtig Gesang bei Galina Kiseleva in St. Petersburg studiert.

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WELT: Haben Sie noch Kontakt zu ihr?

Kataeva: Ja, natürlich, manchmal nehme ich auch Online-Unterricht bei ihr. Zum Beispiel, als ich die „Jungfrau von Orleans“ einstudieren musste. Wir Sänger sind ja wie Ballettleute, wir müssen immer trainieren, immer an die Stange gehen.

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WELT: Und mit wem trainieren Sie vor Ort, um fit zu bleiben?

Kataeva: Ich mache vor allem Sprach-Coachings, wenn ich italienische oder deutsche Texte singen muss, ich arbeite sehr hart daran. Aber ich liebe diese Arbeit an der Aussprache!

WELT: Und wenn Sie auf der Bühne stehen, denken Sie dann an das Training, die technischen Schwierigkeiten?

Kataeva: Auf der Bühne vergesse ich vieles von der Technik, es kommt dann alles von selbst – hoffentlich! Ich versuche, alles zu geben und die Rolle und die besondere Beziehung zwischen mir und dem Publikum zu genießen. Aber die Kontrolle ist trotzdem immer da, sonst wird es gefährlich.

WELT: Worin besteht die besondere Herausforderung der Rolle der Johanna in Tschaikowskys Oper?

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Kataeva: Für einen Mezzo wie mich sind die vielen hohen Töne dieser Partie herausfordernd, außerdem hat Tschaikowsky große Intervalle komponiert und dramatische Ausbrüche. Aber es gibt auch lyrische Momente, die wie italienischer Belcanto klingen. Das unterstreicht die Zerbrechlichkeit des Charakters.

„Mit 15 war meine Stimme noch nicht fertig“

WELT: War es von Anfang an klar, dass Sie ein Mezzosopran werden?

Kataeva: Als ich mit 15 Jahren anfing, war meine Stimme noch nicht fertig. Damals habe ich Maria Callas für mich entdeckt und ihre Arien mitgesungen. Die hohen Töne waren kein Problem, aber ich merkte, dass sie in meiner Stimme irgendwie anders liegen.

WELT: Wären Sie heute lieber ein Sopran?

Kataeva: Nein, ich mochte es immer, Mezzo zu sein, ich liebe schillernde Rollen wie die der Carmen, und ich liebe die Dunkelheit und Weichheit, die man in der Stimme zeigen kann.

WELT: Haben Sie neben Maria Callas auch lebende Vorbilder?

Kataeva: Nein, sie war die erste und die einzige. Ich habe von ihr gelernt, dass das Singen so leicht klingen muss und ganz selbstverständlich die Emotionen und den Ausdruck transportieren sollte.

WELT: Hatten Sie nie eine Stimm-Krise?

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Kataeva: Nein, nur einmal, als ich gleichzeitig Cherubino und Carmen gesungen habe, das ging nicht gut. Danach bin ich einen Monat stumm geblieben. Ich habe gelernt, dass man sauber trennen muss!

WELT: Sie singen bald in Salzburg und dann in Hamburg die Carmen, sind Sie auf dem Absprung?

Kataeva: Ich habe viele Gastspiele, aber meine Werkstatt ist hier, alle neuen Rollen probiere ich hier aus, weil es ein gewachsenes Vertrauen gibt und keinen unnötigen Druck.

WELT: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Kataeva: Ich habe wenig Zeit, denn ich habe ein kleines Kind von viereinhalb Jahren. Mein Mann ist auch Opernsänger und reist viel. Ein typischer Tag sieht nicht gerade so aus, wie man sich das von einer Primadonna vorstellt: Ich renne pausenlos, versuche einen Babysitter zu finden und schlafe immer zu wenig.

Maria Kataevas nächster Auftritt: „Rendezvous um halb 8 – ein musikalisches Blind Date“ im Theater Duisburg, 17.2., 19.30 Uhr. Sie stammt aus der sibirischen Industriestadt Nowokusnezk. Noch während ihres Studiums in St. Petersburg wurde Kataeva Mitglied des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein. Dort ist sie nun festes Ensemblemitglied. Kataeva gewann mehrere Wettbewerbe und gastiert weltweit.

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