Veröffentlicht am 25.09.2023
Doch was hebt die Naumburger Kathedrale aus dem Kreis der anderen, teils viel größeren Kirchen hervor, was ließ sie zum Erbe der Menschheit werden? Was oder auch wer zieht seit Jahren die Besucher in den Bann?
Ein Blick in die Naumburger Kathedrale
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Stifterfiguren Uta und Ekkehard im Westchor des Naumburger Doms Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
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Blick in den Westchor des Naumburger Doms Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
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Westlettner mit der Darstellung der Passionsgeschichte Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
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Stifterfigur Uta Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
Die „schönste Frau des Mittelalters“ und ihr namentlich unbekannter Schöpfer
Der Naumburger Dom ist als UNESCO-Welterbestätte ein Besuchermagnet. Vor allem die Arbeiten des „Naumburger Meisters“, eines namentlich unbekannten Architekten und Steinbildhauer, strahlen die größte Anziehungskraft aus. Ihm und seiner Werkstatt, sind der Westlettner (Lettner: begehbare Trennwand zwischen Chor und Kirchenschiff) mit den Reliefs zur Passionsgeschichte und der Westchor mit den zwölf lebensgroßen Stifterfiguren zu verdanken. Wirklichkeitsnähe und individuelle Ausdruckskraft der Figuren ziehen alljährlich Menschen aus aller Welt in ihren Bann.
In einer ganz besonderen Weise würdigte Umberto Eco („Name der Rose“) die wohl bekannteste Stifterfigur, Markgräfin Uta. In seiner „Geschichte der Schönheit“ schreibt er: „Wenn Sie mich fragen, mit welcher Frau der Kunstgeschichte ich essen gehen und einen Abend verbringen würde, wäre da zuerst Uta aus dem Naumburger Dom“.
Gut zu wissen: In den täglichen Domführungen werden die einzigartigen Werke des Naumburger Meisters ausführlich erklärt. Alternativ empfehlenswert ist auch der individuelle Rundgang durch den Dom mit einem Audioguide (für Erwachsene, mehrsprachig sowie kindgerechter Audioguide)
Tipp: Eintritts- und Führungskarte bereits online erwerben.
Weihnachtliches in den Höfen
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Kreuzgang des Naumburger Doms zu „Weihnachtliches in den Höfen“ Quelle: Vereinigte Domstifter
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Der Naumburger Dom im Winter Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
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Festlicher Glanz zum Advent um den Naumburger Dom Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
Der Weihnachtsmonat eignet sich besonders für einen Besuch des Naumburger Doms. Vor allem das erste Adventswochenende (2./3.12.2023) sollte man sich rot im Kalender markieren, denn dann erstrahlt das weltberühmte Gebäude traditionell in festlichem Glanz.
Zur Veranstaltung „Weihnachtliches in den Höfen“ öffnet sich für Groß und Klein dann wieder der Kreuzgang und regionale Handwerkskünstler und Händler bringen ihre selbst hergestellte Ware mit.
Uta-Treffen – Ein Date mit Naumburgs Schönster
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UTA-Treffen 2009, Gruppenfoto im Westchor Quelle: Vereinigte Domstifter / Heiko Frischleder (di.Art FOTO, Weißenfels)
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Empfang auf dem Domplatz mit „lebendigen“ Stifterfiguren Quelle: Vereinigte Domstifter
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„Lebendige“ Stifterfigur Uta Quelle: Vereinigte Domstifter
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UTA-Treffen 2012 mit Uta Smith aus Jamaika Quelle: Vereinigte Domstifter
Genauer gesagt: ein Date mit vielen Utas aus aller Welt. Der Name „Uta“ ist zwar aktuell nicht mehr unter den Top-Ten, aber er ist wohlklingend und zeitlos, bedeutet Erbe und Besitz – und hat mit der Stifterfigur Uta aus dem Naumburger Dom eine wahrhaft weltberühmte Namenspatronin.
Die Stifterfigur Uta gilt als Sinnbild für die „schönste Frau des Mittelalters“. Sie ging als eine der genialsten Schöpfungen deutscher Bildhauerkunst in die Kunstgeschichte ein. Ihre Anmut und Grazie faszinieren Besucher immer wieder aufs Neue und veranlassen Eltern auch heute noch ihre Töchter Uta zu nennen. Mit der Namensgebung sind oft persönliche Erinnerungen und Geschichten verbunden, die beim Uta-Treffen in Naumburg ausgetauscht werden können. Die jüngste der bisher über tausend Utas, welche der Einladung in die Domstadt schon gefolgt sind, war gerade ein Jahr alt und reiste mit ihrer Oma Uta an. Den weitesten Weg legte 2012 eine Uta aus Jamaika zurück.
Gut zu wissen: Auch die Namensträger aller weiteren Stifterfiguren, Konrad, Gepa, Gerburg, Ekkehard, Thimo, Wilhelm, Sizzo, Berchta, Dietmar, Reglindis und Hermann sind bei diesem Treffen herzlich willkommen.
Tipp: Das nächste UTA-Treffen findet vom 19. bis 21. April 2024 statt.
Mehr Informationen und Registrierung unter www.uta-treffen.de.
Die Ausstellungsreise endet
Triegel-Cranach-Altar kehrt zurück in den Naumburger Dom
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Das Triegel-Cranach-Retabel auf dem Marienaltar im Westchor des Naumburger Doms Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
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Der Triegel-Cranach-Altar Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
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Das Westlettnerportal des Naumburger Doms mit Blick in den Westchor auf den geschlossenen Triegel-Cranach-Altar Quelle: Vereinigte Domstifter / Falko Matte
Lucas Cranach d. Ä. schuf im Jahr 1519 für den Marienaltar des Naumburger Westchors ein dreiflügeliges Altarretabel. Das mit einer Darstellung der Gottesmutter Maria mit Kind versehene Mittelteil des Retabels wurde 1541 im Zuge einer bilderfeindlichen Aktion zerstört. Auf diese Weise verlor der Westchor seine Patronin.
Die großformatigen Seitenflügel mit der portraithaften Darstellung der beiden Stifterbischöfe und verschiedener Heiliger haben die Jahrhunderte überdauert und waren bis Juni 2022 im Domschatzgewölbe des Naumburger Doms ausgestellt. Nach mehr als 500 Jahren wurden die beiden originalen Flügel um ein vom Leipziger Künstler Michael Triegel neu geschaffenes Mittelteil sowie eine Predella ergänzt.
Im Juni 2022 wurde das von Lucas Cranach d. Ä. und Michael Triegel geschaffene Altarretabel im Naumburger Westchor aufgestellt und geweiht. Bis zum 4. Dezember 2022 war der Altar im Naumburger Westchor zu sehen, bevor er auf eine Ausstellungsreise ging. Bis zum Juni 2023 war der Altar im Diözesanmuseum Paderborn zu sehen, die zweite Station seiner Reise war das Stift Klosterneuburg bei Wien.
Ende November kehrt der Triegel-Cranach-Altar wieder zurück nach Naumburg und wird im Westchor des Doms an dem für ihn ursprünglich angedachten Ort von Anfang Dezember 2023 bis Ende Juni 2025 wieder zu bewundern sein. Mit dem Altarretabel gewinnt der Westchor des Naumburger Doms seinen liturgischen Mittelpunkt nun wieder zurück.
Michael Triegel gilt neben Neo Rauch als wichtigster Vertreter der Neuen Leipziger Schule. Internationale Bekanntheit erlangte er 2010, als er den Auftrag erhielt, Papst Benedikt XVI. zu porträtieren. Auf der Vorderseite des von ihm neu gestalteten Mittelteils wird eine „Sacra Conversazione“ (eine thronende Madonna mit Kind, umgeben von verschiedenen Heiligenfiguren) dargestellt.
Zentral präsentiert Maria den neugeborenen Heiland, während zahlreiche Persönlichkeiten, die sowohl als einst im Westchor verehrte Heilige – ergänzt um Dietrich Bonhoeffer – als auch als gegenwärtige Menschen interpretiert werden können, ein Ehrentuch halten und kindhafte Engel dazu musizieren. Sie verdeutlichen dem Betrachter, dass das Heilsgeschehen immer auch einen eigenen, persönlichen Bezug hat, der des Engagements des Einzelnen bedarf. Auf der Rückseite ist der Auferstandene als „Salvator Mundi“ zu sehen. Er ist inmitten der Architektur des Naumburger Westchors dargestellt und verdeutlicht auf diese Weise, dass die Vollendung der Heilsgeschichte nicht in einem undefinierbaren, zeitlich und räumlich entfernten Raum geschehen wird, sondern auch konkret und unmittelbar an diesem Ort möglich ist.
Tipp: Sonderführungen „Triegel trifft Cranach. Der Marienaltar im Naumburger Dom“. In der Sonderführung werden die Geschichte und Symbolik des historischen Altarretabels sowie die Hintergründe des Projektes „Triegel trifft Cranach“ erläutert.
Termine:
- 02.12.2023: 10 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr
- 03.12.2023: 13 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr
- 27.12.2023 – 01.01.2024 jeweils 15:00 Uhr
Führungskarte bereits online erwerben.
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