Drei weitere Signa-Firmen melden Insolvenz an

Das Signa-Imperium des österreichischen Milliardärs René Benko fällt in sich zusammen. Drei weitere Firmen mussten nun Insolvenz anmelden.

Berlin – Beim angeschlagenen Immobilien- und Handelskonzern Signa des österreichischen Investors René Benko haben weitere deutsche Tochterfirmen Insolvenz beantragt. Die Signa Financial Services GmbH mit Sitz in Frankfurt/Main, die Signa REM Germany Rent GmbH sowie die SCAx GmbH (beide München) reichten am Mittwoch (6. Dezember) beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg entsprechende Anträge ein, wie aus Bekanntmachungen des Gerichts hervorgeht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde demnach in allen drei Fällen der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini ernannt.

Nach Galeria und Sportscheck: Weitere Insolvenzen befürchtet

Die Dachgesellschaft Signa Holding hatte in der vergangenen Woche in Wien ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, das Gericht hatte den Rechtsanwalt Christof Stapf zum Insolvenzverwalter ernannt.

Der verschachtelte Signa Konzern ist das bisher größte Opfer des jähen Absturzes am Immobilienmarkt. Zu Benkos weit verzweigtem Firmennetzwerk gehört aber auch die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und das Sportgeschäft Sportscheck, das ebenfalls Insolvenz anmelden musste. Insider erwarten, dass weitere Signa-Gesellschaften Insolvenzanträge stellen werden.

In dieser Woche hatte der Signa-Insolvenzverwalter bereits alle nicht notwendigen Teilbetriebe geschlossen. Davon betroffen sei der Großteil der 43 Beschäftigten der Holding, insbesondere Jagd-, Flug-, Sicherheits- und Eventmanagementpersonal für Repräsentations- und Geschäftsanbahnungsaufgaben, teilte der Sanierungsverwalter Christof Stapf am Dienstag (5. Dezember) mit. Den Beschäftigten werde entweder gekündigt oder sie könnten mit einem dreimonatigen Anspruch auf Kündigungsentschädigung aus dem Unternehmen austreten.

„Das Handelsgericht hat die beantragte Schließung der Teilbereiche am Montag umgehend bewilligt“, sagte Stapf. „Der betreffende Teilbetrieb der Holding hat beträchtliche, laufende Kosten verursacht. Seine Fortführung hätte deshalb zu einer Erhöhung des Ausfalls geführt, den die lnsolvenzgläubiger erleiden“, begründete der Sanierungsverwalter diesen Schritt. 

Derweil prüfen einige der ehemaligen Geschäftspartner von Signa-Gründer René Benko die Einreichung einer Strafanzeige. Investoren sind wütend auf den Unternehmensgründer. Es sei „nicht verständlich, was passiert ist“, sagte ein Geldgeber dem Spiegel. Im Sommer habe sich bereits offenbart, wie heikel die Situation war: Nach internen Zahlen schrieb die Signa-Holding bereits 2022 rund eine halbe Milliarde Euro Verlust.

Städte bangen um ihre Innenstädte nach Benko-Beben

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt derweil vor der Schließung von Galeria-Filialen und pocht auf finanzielle Hilfen von Bund und Ländern für die Neuausrichtung der Innenstädte. „Die Signa-Insolvenz ist für alle Galeria-Kaufhausstandorte eine schlechte Nachricht“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ob und inwieweit ein Sanierungsverfahren zum Erfolg führe, sei derzeit völlig offen. „Damit droht über 90 Galeria-Standorten, die eigentlich langfristig erhalten werden sollten, das Aus und damit den betroffenen Kommunen eine weitere Verschärfung der Situation.“ Die Leerstände nähmen ohnehin zu.

Für den Erhalt der Attraktivität und Lebensfähigkeit der Innenstädte sei es daher wichtig, die Schließung der verbliebenen Galeria-Standorte durch einen klaren Sanierungsfahrplan zu verhindern, sagte Landsberg dem RND. Die Warenhäuser seien nach wie vor wichtige Ankerpunkte in vielen Fußgängerzonen. Unrentable Standorte könnten aber nicht immer wieder mit Steuergeldern gerettet werden. In enger Abstimmung mit den Städten und den Immobilieneigentümern müssten attraktive Nachnutzungskonzepte entwickelt werden. „Immissionsschutz und Baurecht dürfen dabei nicht zum Hemmschuh werden.“ Städte und Gemeinden sollten zudem die Möglichkeit erhalten, Einzelhandelsimmobilien im Einzelfall zwischenzunutzen oder selbst zu erwerben. Der Bund sollte die Kommunen dabei finanziell unterstützen, etwa durch die Einrichtung eines Innenstadtfonds.

Mit Material von Reuters und dpa

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