NRW-Regierungschef Hendrik Wüst wirbt in Japan um Investoren und holt sich Anregungen für die Energiewende an Rhein und Ruhr

Stand: 16:21 Uhr Der deutsch-japanische Rapper „Blumio“ führte Hendrik Wüst an einem Abend der fünftägigen Reise durch das Viertel Shibuya in Tokio. Dort machte Wüst auch ein Selfie mit dem Künstler Der deutsch-japanische Rapper „Blumio“ führte Hendrik Wüst an einem Abend der fünftägigen Reise durch das Ausgehviertel Shibuya in Tokio Quelle: Land NRW | Marcel Kusch Als erster NRW-Regierungschef seit 2007 hat Ministerpräsident Hendrik Wüst in Japan um weitere Investoren geworben – und mitgereisten Unternehmern aus Nordrhein-Westfalen den Marktzugang im Land der aufgehenden Sonne erleichtert. Anzeige Anzeige

Nach einem Tag voller Termine lässt sich Hendrik Wüst vom deutsch-japanischen Rapper „Blumio“ das Tokioter Ausgehviertel Shibuya zeigen. „Das ist wie die Düsseldorfer Altstadt, nur ein bisschen bunter“, sagt der 36-jährige Musiker, der in Hilden bei Düsseldorf als Fumio Kuniyoshi geboren wurde. „Ich bin froh, dass ich eine kleine Brücke zwischen Deutschland und Japan bauen kann.“

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Wüst möchte gleich mehrere Brücken zwischen Japan und Nordrhein-Westfalen ertüchtigen und verstärken. Dazu ist der CDU-Politiker in dieser Woche als erster NRW-Ministerpräsident seit 2007 in den Inselstaat gekommen, für Wüst ist es die erste Japan-Reise überhaupt. Im Schlepptau hat er bei seiner fünftägigen Tour eine große Wirtschaftsdelegation, zwei Uni-Rektoren und den Präsidenten des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das sich mit Patentrechtsfragen befasst.

NRW-Regierungschef Hendrik Wüst (Mitte) mit seiner Delegation in der Wirtschaftsmetropole Osaka Quelle: Guido M. Hartmann

„Japan ist für Nordrhein-Westfalen der wichtigste strategische Wirtschafts- und Wertepartner in Asien“, sagt Wüst, der neben dem Außen- und Wirtschaftsminister auch die Chefs mehrerer Präfekturen trifft und das Forschungslabor des Unternehmens Fujifilm besucht, das in Ratingen seine Europazentrale unterhält.

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Dass Wüst überall der rote Teppich ausgerollt wird, hat auch damit zu tun, dass NRW ein Zentrum japanischen Lebens in Deutschland ist. Knapp 11.000 Japanerinnen und Japaner (ein Drittel der japanischen Bevölkerung in Deutschland) leben aktuell in NRW, davon mehr als 7000 im Regierungsbezirk Düsseldorf. Derzeit sind über 600 japanische Unternehmen mit rund 47.000 Beschäftigten in NRW angesiedelt – darunter Schwergewichte wie Fujifilm, die mittlerweile vor allem in der Medizintechnik aktiv sind. Im Gegenzug sind mehr als 100 NRW-Firmen mit Tochterunternehmen in Japan vertreten, etwa Thyssenkrupp, Bayer, Henkel, Miele und Dr. Oetker. Zudem bestehen rund 190 Kooperationen zwischen Hochschulen, die bei Wüsts Reise um zwei weitere Vorhaben ergänzt werden.

In Osaka besuchte Hendrik Wüst ein Forschungsprojekt zur Herstellung von Wasserstoff aus Algen, an dem die Ruhruni Bochum beteiligt ist Quelle: Guido M. Hartmann

Bei seinen Gesprächen in Tokio, Fukushima und Osaka verweist Wüst stets auch auf die veränderte geopolitische Lage. In einer Phase, in der China zur politischen und ökonomischen Großmacht aufgestiegen sei, habe der frühere US-Präsident Donald Trump sein Desinteresse am asiatischen Raum bekundet. Für Japan sei vor diesem Hintergrund Europa, Deutschland und damit NRW wieder verstärkt in den Fokus geraten. „Und so finden zwei altbewährte Partner wieder enger zusammen“, sagt Wüst.

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Wie konkret die Kooperation ist, zeigt sich auch bei Wüsts Besuch der Präfektur Fukushima, mit der NRW seit 2014 eng zusammenarbeitet. Nach einem Treffen mit Gouverneur Masao Uchibori besichtigen der Ministerpräsident und seine Delegation in der Stadt Soma eine öffentlich geförderte Testanlage für grüne Energien, von Biogas über Solarstrom bis hin zu Wasserstoff. „Wie viel Wasserstoff produzieren sie hier?“, fragt Wüst den Leiter des „IHI Soma Green Energy Center“. Antwort: „Bei Sonnenschein bis zu 50 Kubikmeter in der Stunde.“

Eine Industrieregion soll klimaneutral werden

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Nach der Atomkatastrophe von 2011 hat sich die Präfektur Fukushima das Ziel gesetzt, den Energiebedarf bis 2040 komplett aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. „Dass das hier bereits zu 87 Prozent gelingt, ist eine beeindruckende Leistung“, sagt Wüst nach der Begehung des Geländes bei schwül-warmen Temperaturen. Dass es noch großer Anstrengungen und Investitionen bedarf, um umweltfreundlichen Wasserstoff in großer Menge zu produzieren, weiß natürlich auch Wüst. Sowohl die Präfektur Fukushima wie auch NRW wollten klimaneutral werden, zugleich aber Industrieregionen bleiben, betont er. „Wir können eine Menge von Ihnen lernen.“

Mitglieder von Wüsts Wirtschaftsdelegation in Japan waren auch Felix Neugart, Geschäftsführer der landeseigenen Gesellschaft NRW.Global Business und Sophia Tran, Sprecherin der NRW-Landesgruppe im Bundesverband Deutsche Startups , hier in der Präfektur Fukushima Quelle: Guido M. Hartmann

Am Mittwochabend lädt Wüst in Tokio japanische Firmenchefs, die bereits in NRW engagiert sind, zu einem Essen. Zugegen sind auch potenzielle weitere Investoren sowie Wüsts Wirtschaftsdelegation, darunter Christian Grotholt. Der Ingenieur führt im westmünsterländischen Heek die „2 G Energy“, eine AG, die in Japan bereits seit 2004 aktiv ist und hier rund 240 Blockheizkraftwerke für knapp 80 Millionen Euro verkauft hat. Die können mit Biogas, aber auch mit Wasserstoff betrieben werden und Grotholt zufolge eine wichtige Rolle bei der von Japan verfolgten Energiewende übernehmen.

Der Münsterländer arbeitet in Japan mit vier Partnerfirmen zusammen, die für ihn auch den technischen Service übernehmen. Dazu seien bereits 30 japanische Mitarbeiter bei ihm in Heek geschult worden. „Und um die kümmern wir uns auch privat, inklusive Teilnahme am Schützenfest.“ Bei den traditionell eher zurückhaltenden Japanern komme es durchaus gut an, wenn man nach der Arbeit gemeinsam feiere.

Unternehmer aus NRW bahnen neue Geschäfte an

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Noch nicht ganz so groß im Geschäft wie Grotholt ist Robert Brüll. Der promovierte Ingenieur hat erst vor drei Jahren in Aachen das Unternehmen FibreCoat gegründet, das mit Aluminium beschichtete Glasfasern herstellt. Seine Abnehmer sind Firmen der Automobil- und Bauindustrie. Bislang produziert Brüll in Deutschland, Polen und Georgien. Und während Wüst in Soma das Green Energy Center besichtigt, führt der 35 Jahre alte Unternehmer in Fukushima Gespräche mit einem möglichen Kooperationsparter, der für das Start-up in Japan Produkte für den asiatischen Markt herstellen könnte.

Brüll sagt, er suche zum Ausbau der Geschäfte „langjährige, verlässliche und starke Partner“. Und die finde er in Japan. „Dass ich hier mit dem Regierungschef von NRW unterwegs bin, hat auf jeden Fall Eindruck gemacht.“

Roboter und Avatare gegen die Einsamkeit

Großen Eindruck auf Ministerpräsident Wüst macht in Tokio auch der Besuch eines „Avatar-Roboter-Cafés“. Dort bekommen Café-Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen die Chance, wieder in den Arbeitsalltag einzusteigen – indem sie von zuhause aus roboterartige Geräte im Café steuern und über diese Geräte mit den Gästen kommunizieren, als wären sie vor Ort. „Dieses Projekt macht deutlich, was durch Innovation möglich ist“, sagt Wüst, der sich den Kampf gegen die Einsamkeit bei alten und jungen Menschen auf die Fahne geschrieben hat und zu dem Thema auch Experten der japanischen Regierung traf. Einsame Menschen kapselten sich zunehmend ab, viele würden skeptisch gegenüber der Politik, das müsse verhindert werden. „Es ist wirklich beeindruckend, wie hier Menschen von zuhause aus am sozialen Leben teilnehmen können.“ Er wolle mit den japanischen Partnern zu diesem Thema im Austausch bleiben.

Und Rapper „Blumio“? „Sehr angenehm“ sei das abendliche Treffen mit Wüst gewesen, sagt er. Bevor die deutsche Botschaft ihn für die Tour engagierte, habe er zwar vom NRW-Regierungschef noch nichts gehört. Doch dann sei er gleich von dessen unkomplizierter Art angetan gewesen. Leider habe die Zeit für eine größere Ausgehtour in Shibuya gefehlt. „Ich hätte wirklich gerne noch ein Bier mit ihm getrunken.“

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