Wie NRW-Städte ihre Zukunft planen: „Abwarten ist keine Option“

Stand: 07:30 Uhr Dieser Büroturm namens „Twist“ soll in einigen Jahren das sogenannte Stadttor Nord in Düsseldorf dominieren Diesen Büroturm namens „Twist“ möchte die Unternehmer-Familie Aengevelt mit Partnern am geplanten sogenannten „Stadttor Nord“ in Düsseldorf verwirklichen Quelle: kadawittfeldarchitektur Auf der Leitmesse Expo Real in München haben Immobilienentwickler und Gemeinden aus NRW ihre wichtigsten Bauprojekte vorgestellt – trotz der aktuellen Krise und erster Pleiten gab man sich zumeist zuversichtlich. Anzeige Anzeige

In Zeiten, in denen sich die Immobilienwirtschaft und der private Bausektor eher im Krisenmodus als in Euphorie befinden, will man in Düsseldorf dennoch für die Zukunft planen. „Abwarten ist keine Option“, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller am Donnerstag auf der Expo Real in München, der größten Immobilienmesse Europas. So investiere die wachsende Stadt nicht nur in Schulbauprojekte, sondern mit dem Stadtbahnprojekt U 81 zur besseren Anbindung des Flughafens auch in die Verkehrsinfrastruktur. Auf Landesebene seien zudem Erweiterungen des Landtags und ein Neubau des Finanzministeriums geplant, so Keller bei seiner Präsentation in München, die auch Zukunftsprojekte am Kennedydamm umfasste.

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Wer wissen will, was in den kommenden Jahren in den nordrhein-westfälischen Städten gebaut werden soll, musste von Mittwoch bis Freitag auf der Expo Real sein. Zu den 1850 Ausstellern aus 36 Ländern zählten auch zahlreiche Projektentwickler und Städte aus Nordrhein-Westfalen. Die Messe ist ein Schaulaufen. Man lernt sich dort kennen, sieht, was andere machen und wirbt für die eigenen Projekte.

Einen der traditionell größten Messestände hat in München das Ruhrgebiet: 93 Aussteller präsentierten sich auf 747 Quadratmetern Fläche. Geworben wurde unter anderem für neue Gewerbeflächen auf dem ehemaligen Opel-Gelände in Bochum, einen Unternehmerpark in Duisburg und Büros auf der Stadtkrone-Ost in Dortmund, einer ehemaligen Kaserne der britischen Rheinarmee.

Vorsicht im Ruhrgebiet

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„Die Krise ist da“, sagte Julia Frohne, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr Business, die auch den Expo-Real-Stand der Region organisierte. Im ersten Halbjahr 2023 wurden 27 Prozent weniger neue Büroflächen gebaut als im selben Vorjahreszeitraum. Der Rückgang war größer als in Berlin (minus 20 Prozent), aber längst nicht so brutal wie in Stuttgart, wo es fast 80 Prozent weniger neue Büroflächen gab. „Bei uns“, sagte Frohne, „baut man keine Luftschlösser.“ Luftschlösser, damit meint die oberste Wirtschaftsförderin des Ruhrgebiets Bürobauten, die errichtet werden, bevor es für die neuen Flächen unterschriebene Mietverträge gibt. Im Revier gab es das schon vor der Krise nur selten. Investoren waren hier immer etwas vorsichtiger.

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Im künftigen Königshof, dem ehemaligen Galeria Kaufhof gegenüber dem Essener Hauptbahnhof, sind bereits die Hälfte der Flächen vermietet. Die Kölner Koerfer-Gruppe hat das Gebäude nach der Kaufhausschließung 2020 übernommen und baut es nun um. Im Erdgeschoss wird es einen Markt und eine Aldi-Filiale geben. In den Obergeschossen werden Ärzte und Büros einziehen. Wo früher die Rolltreppen waren, sorgt nun ein Lichthof dafür, dass es in den einstigen Ladengeschossen hell sein wird.

So soll der neue Königshof in Essen aussehen, früher war hier Galeria Kaufhof beheimatet Quelle: RKW Architektur +

Trotz der Baukrise blickt Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen verhalten optimistisch in die Zukunft: „Essen ist der Schreibtisch des Ruhrgebiets“, sagt der CDU-Mann. Unternehmen wie Siemens würden planen, sich am „ruhr tech kampus“ in der Nachbarschaft der Thyssenkrupp-Zentrale anzusiedeln. Die Essener Energieunternehmen E.on, RWE und Steag seien Treiber und nicht die Verlierer der Energiewende. Kufen sagte auch, dass die Sorge, Unternehmen würden generell weniger Bürofläche nachfragen, weil Mitarbeiter nach der Pandemie im Homeoffice bleiben würden, sich nicht bewahrheitet hätte: „Durch die Zeit im Homeoffice sind die Ansprüche an den Arbeitsplatz gewachsen. Viele Unternehmen legen heute Wert auf Aufenthaltsqualität.“

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Auch in Paderborn denkt man groß: Im Drei-Kilometer-Radius um das Rathaus liegen rund 72 Hektar Konversionsflächen, die früher durch die Briten militärisch genutzt wurden. Auf dem Alanbrooke-Quartier sollen neue Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen. Paderborn plant zudem den Bau eines Azubi-Wohnheims, um den Standort attraktiver für Auszubildende von auswärts zu machen. Keine spektakuläre Hochglanz-Idee, aber ein Vorhaben, das der mittelständischen Wirtschaft nutzen könnte.

Große Projekte auch in Köln

Um Industrieansiedlungen hat die Region Niederrhein in München geworben. Unter anderem stehen im Gewerbepark Weeze-Goch 51 Hektar, auf einem ehemaligen Zechengelände in Neukirchen-Vluyn rund acht und in Kleve sieben Hektar für Ansiedlungen zur Verfügung. Das passt, ist der Niederrhein als Industrieregion mit immer noch vielen Freiflächen doch längst größer und bedeutender als das Ruhrgebiet.

Während Düsseldorf die Entwicklung der Innenstadt ins Zentrum stellt, konzentriert sich vieles in Köln auf die Stadtteile Mülheim und Deutz. Der Deutzer Hafen wird zu einem neuen Stadtquartier umgebaut, soll allerdings durch den Erhalt charakteristischer Gebäude wie seiner alten Mühlen einen Bezug zur industriellen Vergangenheit des Viertels bewahren.

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Rund um das Hafenbecken sind neue Wohnungen und Büros geplant. Ein Quartier am Wasser ist 37 Hektar groß, die Fläche entspricht mehr als 50 Fußballfeldern. In der Planung sind auch Schulen, Kitas und Sportflächen. Dass auch in Köln im ersten Halbjahr 2023 die Zahl der neu errichteten Büroflächen um über 27 Prozent zurückging und die Baustelle des edlen Laurenz Carrés in der Innenstadt nach der Insolvenz des Projektentwicklers Gerch-Gruppe ruht, ändert offenbar nichts an den optimistischen Zukunftserwartungen. In und um ehemalige Gebäude des Versicherungskonzerns Gerling zwischen Stadtgarten und dem Belgischen Viertel sollen, umgeben von viel Grün, im Gerling-Garden neue Büros, Ladengeschäfte und ein Hotel entstehen. In München gab zudem die Kölner Honestis AG, die Mutter der Dorint-Hotelgruppe, bekannt, dass man mit der Projektierung des Schwanenquartiers in der Technologiestadt Jülich starten werde. In der gemischt genutzten Gewerbeimmobilie sollen ein Dorint-Hotel, ein Warenhaus, ein Seniorenzentrum, eine Sparkasse und weitere Büronutzer untergebracht werden.

Neue Mobilitätsprojekte im Raum Aachen

Die Städteregion Aachen, zu der auch Jülich gehört, legte in München einen ihrer Schwerpunkte auf die Weiterentwicklung der Luftfahrt zu „einer zukunftsfähigen, digitalen und klimafreundlichen Mobilitätsform“. Drei Standorte standen dabei im Fokus: Der Forschungsflugplatz Aachen-Merzbrück, das „Center for Vertical Mobility“ der RWTH in Aldenhoven und der Flughafen im nicht weit entfernten Mönchengladbach.

Ob aber alle vorgestellten Projekt wie geplant umgesetzt werden können, ist fraglich. Die Baukosten sind in den vergangenen Monaten explodiert, die Zinsen gestiegen. Und die Rezession, die sich als lang andauernd erweisen könnte, drückt bereits auf die Nachfrage bei Büroimmobilien.

Auf der Expo Real wurde deutlich, dass nicht alle die Krise überstehen dürften. Andreas Schulten vom Beratungsunternehmen Bulwiengesa ging schon vor Beginn der Messe davon aus, dass mancher Projektentwickler die nächsten Monate und Jahre nicht überlebt: „In München werden wir sicher erfahren, wer in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt.“

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