Kaufhaus in Düsseldorf stand nicht immer da – es ist mehr als 20 Meter gewandert

Das Carsch-Haus ist ein fester Bestandteil des Düsseldorfer Stadtbildes. Doch für den Bau der U-Bahn musste es umziehen.

Düsseldorf – Für die Menschen in Düsseldorf (NRW) gehört das Carsch-Haus am Heinrich-Heine-Platz zum Stadtbild – auch, wenn es gerade geschlossen ist. Das Kaufhaus ist mehr als hundert Jahre alt und hat schon einiges erlebt. So stand es bis in die 1970er Jahre an einer anderen Stelle.

Das Kaufhaus Carsch-Haus wurde mehrmals zweckentfremdet

Als der Unternehmer Paul Carsch der Stadt Düsseldorf im Mai 1911 anbot, an der heutigen Heinrich-Heine-Alle, damals Hindenburgwall, ein riesiges Geschäftshaus zu bauen, brauchte die nur acht Tage, um dem Vorhaben zuzustimmen. So gut fanden die Verantwortlichen diese Idee. Fünf Stockwerke und eine Fassade aus Sandstein sollte das Gebäude haben und im Stil des Neoklassizismus erbaut werden. 1913 wurde der Bauantrag genehmigt, zwei Jahre später fand die Eröffnung statt.

Für den Bau der U-Bahn musste das Kaufhaus (im Bild rechts) weichen und wieder neu aufgebaut werden.Das Carsch-Haus in Düsseldorf ist um 20 Meter versetzt worden: Auf diesem Foto von 1937 steht es etwas weiter vor. © Horst Ossinger/dpa

Schnell festigte sich die Bezeichnung Carsch-Haus. „Das Haus für vornehme Herren- und Knabenkleidung, Sport- und Livree-Kleidung und Herren-Mode-Artikel“, hieß es damals in einem Inserat. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Carsch-Haus umbenannt, an einen anderen Eigentümer verkauft und durch Bombenangriffe beschädigt. Völlig zerstört wurde es allerdings nie und so wurde das Gebäude, nachdem es einige Jahre auch als Hochschule, Bibliothek und Theater genutzt wurde, Ende der 1960er Jahre wieder als Kaufhaus genutzt.

Die U-Bahn kommt, das Carsch-Haus muss weichen

Doch damit endet die Geschichte des Carsch-Hauses noch nicht. In den 1970ern wurde in Düsseldorf nämlich die U-Bahn gebaut. Der damalige Baudezernent Rüdiger Recknagel plante damals, das Carsch-Haus dafür abzureißen und an der Stelle den U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee zu bauen. Diesen Plänen stellte sich im Jahr 1976 der Rheinische Verein für Denkmalpflege entgegen. Auch viele andere Düsseldorfer wollten das Haus unter der Parole „Lott stonn“ (lasst es stehen) erhalten, wie es unter anderem auf der Webseite von Düsseldorf Tourismus heißt. Der Vorschlag des Vereins für Denkmalpflege: Das Carsch-Haus solle nur versetzt werden und nicht vollständig aus dem Stadtbild verschwinden.

Die Versetzung des Carsch-Hauses in Zahlen

► Zwei Architekturbüros waren mit der Versetzung und dem Neubau des Carsch-Hauses beauftragt.

► Sechs Jahre dauerte die Planungsphase.

► 2500 Baupläne wurden dazu erstellt.

► Fast vier Jahre dauerte die Versetzung beziehungsweise der Neubau.

► 4800 Fassadensteine mussten dabei nummeriert und katalogisiert werden.

► Um 23 Meter wurde das Carsch-Haus ein Stück nach hinten und etwas näher an das Wilhelm-Marx-Haus am Heinrich-Heine-Platz versetzt

Sechs Jahre dauerte die Planungszeit dafür. Zwei Architektenbüros entwarfen mehr als 2500 Baupläne. Am Ende sollte das Carsch-Haus abgerissen und mit den Steinen der alten Fassade neu gebaut werden. Dazu wurden bei den Abbrucharbeiten, die am 27. September 1984 begannen, 4800 Steine der Fassade nummeriert und katalogisiert. Die Restaurierungsarbeiten fanden zeitgleich zum Neubau etwa 20 Meter neben der ursprünglichen Position des Carsch-Hauses statt. Eröffnet wurde es dann am 27. September 1984.

Auf den sechs Etagen gab es eine Verkaufsfläche von 10.500 Quadratmetern. Davon gehören 2200 zum unterirdischen Bereich, der einen direkten Zugang zum Bahnhof ermöglicht. Seitdem hat der Betreiber des Carsch-Hauses, rund anderhalb Kilometer vom Düsseldorfer Hauptbahnhof entfernt, mehrmals gewechselt. Zuletzt wollte das Berliner Warenhaus „Kaufhaus des Westens“, kurz KadeWe, im Herbst 2023 dort einziehen. Inzwischen wurde die Eröffnung aber auf das Jahr 2025 verschoben. Aktuell wird das Carsch-Haus renoviert. Interessante Bauwerke und kuriose Häuser gibt es einige in Düsseldorf. (ebu) Fair und unabhängig informiert, was in Düsseldorf und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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