Merseburger Dom: Zaubersprüche, Schatzsuche und Orgelpfeifen

Veröffentlicht am 25.09.2023 Als eines von 56 Bauwerken auf der Straße der Romanik thront der Merseburger Dom eindrucksvoll über der Saale.

Als eines von 56 Bauwerken auf der Straße der Romanik thront der Merseburger Dom eindrucksvoll über der Saale. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Das Langhaus des Merseburger Doms mit Blick auf die Orgel und das Chorgestühl. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Der Wappensaal im Kapitelhaus ist eine der wenigen erhaltenen spätgotischen Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: F. Boxler

Der Domplatz mit Blick auf die Westfassade. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Der Kreuzhof ist umgeben vom um 1150 entstandenen Kreuzgang, von dem heute noch drei von vier Flügeln erhalten sind. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

In der Vierung des Doms kann die Grabplatte des Rudolf von Rheinfelden bewundert werden. Er war Gegenkönig Heinrich IV., dem Canossasänger. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Die Bronzeplatte war zur damaligen Zeit vergoldet und mit kostbaren Edelsteinen besetzt. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte Der traumhaft an der Saale gelegene Merseburger Dom St. Johannes und St. Laurentius gilt als eine der bedeutendsten Kathedralbauten Deutschlands. Mit seinem angrenzenden Kreuzgang und Kapitelhaus sowie dem Schloss bildet er ein beeindruckendes Ensemble, das mit seinen Prunkbauten und Türmen bereits aus der Ferne bewundert werden kann.

Eine Welt voller Historie, Zauber, Klang und Mythen kann hier jeder entdecken, der sich auf den Weg ins südliche Sachsen-Anhalt macht. Prachtvolle Kunstwerke und magische Exponate lassen Geschichte und Legenden lebendig werden.

Neben den weltberühmten Merseburger Zaubersprüchen, die in vorchristlicher Zeit Gefangene aus ihren Fesseln befreien sollten, entführt auch die rätselhafte mumifizierte Hand Rudolfs von Rheinfelden, die er in einer Schlacht bei Hohenmölsen verloren haben soll, in das Reich der Legenden. Die bronzene Grabplatte des Gegenkönigs (11. Jh.) zählt zu den wertvollsten Schätzen des Doms und erhielt im Ostchor als erstes profanes Grabmal seiner Art einen besonderen Platz.

Der berühmten Rabensage um Bischof Thilo von Trotha, welcher Ende des 15. Jahrhunderts in Merseburg regierte, kann sich keiner entziehen. Noch heute ziert ein Rabe mit einem goldenen Ring im Schnabel das Familienwappen der Trothas.

Der Kaiserdom hat aber noch viel mehr zu bieten. Wertvolle Kunstschätze, wie der Heinrichsaltar von Lucas Cranach d. Ä. (1536/37), kaiserliche Urkunden und prunkvolle Gewänder, der romanische Taufstein in der Vorhalle (um 12. Jh.) oder die romantische Ladegastorgel (19. Jh.), ein traumhaft klingender Schatz des Kaiserdoms, lassen 1000 Jahre Geschichte lebendig werden.

Wer selbst einmal eintauchen will in 1000 Jahre spannende, deutsche Geschichte kann sich im Merseburger Dom individuell mittels Audioguide oder bei einer Domführung auf eine zauberhafte Reise von der Romanik über den Barock bis zur Romantik begeben.

Unser Tipp: Eintritts- oder Führungskarte online erwerben: https://vereinigtedomstifter.ticketfritz.de/

Ein einzigartiges Ausstellungsstück in der Schatzkammer ist der sogenannte „Otto-Mantel“. Ein Teil des Gewandes stammt tatsächlich aus der Zeit Otto des Großen (10. Jh.). Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: F. Boxler

Im Kreuzhof befindet sich die Brunnenfigur des Bischofs Thietmar von Merseburg, des sogenannten Ottonen-Chronisten und Vater der mittelalterlichen Geschichtsschreibung. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Der ehrwürdige 1000 Jahre alte Merseburger Kaiserdom St. Johannes und St. Laurentius thront majestätisch über dem Saale-Ufer im südlichen Teil Sachsen-Anhalts.

Merseburg war einst Lieblingsort der Kaiser und Könige. Historisch belegt ist, dass Otto der Große auf seiner „letzten Reise“ 973 zu Christi Himmelfahrt Merseburg erreichte, wo er einen letzten Hoftag abhielt. Anschließend zog der Herrscher nach Memleben und verstarb dort am 7. Mai.

Der später als „Ottonen-Chronist“ bezeichnete Bischof Thietmar von Merseburg hielt in seiner 200 Seiten umfassenden Chronik spannende Einblicke der damaligen Lebenswelt fest und machte durch seine Aufzeichnungen die ottonischen Herrscher wie z.B. auch Kaiser Otto I. unsterblich.

Die Sonderausstellung „Otto der Große, der Heilige Laurentius und die Gründung des Bistums Merseburg – Spurensuche im Merseburger Kaiserdom“ beleuchtet noch bis zum 5. November 2023 anhand ausgewählter Urkunden und Handschriften aus dem Merseburger Domstiftsarchiv die besondere Beziehung Otto I. zu Merseburg.

Weitere Hintergrundinformationen zu Otto I. und Merseburg: https://www.merseburger-dom.de/spurensuche-im-merseburger-kaiserdom/

Unser Tipp: Merseburger Dom, Sonntag, 5. November, 17 Uhr | Sonderführung „Des Kaisers letzte Reise“. Wir empfehlen eine frühzeitige Buchung über den Ticketshop.

Die Ladegastorgel verdankt ihren Namen ihrem Erbauer Friedrich Ladegast. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Die Orgel im Merserburger Dom gilt als „Königin der Instrumente“. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Sie ist ein klingender Schatz und macht den Merseburger Kaiserdom international bekannt: die romantische Ladegastorgel. Zwischen 1853 und 1855 von Friedrich Ladegast umgebaut, verbirgt sie hinter ihrem beindruckenden barocken Prospekt 81 Register und 5687 Pfeifen, die sich fast bis ins Gewölbe auftürmen. Damit gehört die Merseburger Ladegastorgel zu den größten und klangschönsten Orgeln in ganz Deutschland.

Gerade erst begeisterten die jährlich im September stattfindenden Merseburger Orgeltage, eines der herausragendsten Musikfestivals in Sachsen-Anhalt, mit Musik zum 150. Geburtstag von Max Reger zahlreiche Gäste aus ganz Europa.

Unser Tipp: Nicht nur im September erklingt die Königin der Instrumente. In der Reihe Orgelklang 12 finden regelmäßig an ausgewählten Samstagen um 12 Uhr Orgelkonzerte statt, die die Gäste des Merseburger Doms während ihres Besuchs erleben können. Die Programme werden jeweils von bedeutenden Organisten gestaltet. Mit einer gültigen Domeintrittskarte ist es möglich, 40 Minuten lang Orgelmusik und geistlichem Wort zu folgen.

OK 12 | 14. Oktober 2023, 12 Uhr, Merseburger Dom

OK 12 | 28. Oktober 2023, 12 Uhr, Merseburger Dom

OK 12 | 16. Dezember 2023, 12 Uhr, Merseburger Dom

OK zum Weihnachtsfest | 25. Dezember 2023, 15 Uhr, Merseburger Dom

Informiert bleiben! Anmeldung zum Veranstaltungsnewsletter: https://www.merseburger-dom.de/veranstaltungen/

Die Zaubersprüche bilden eines der Highlights der Merserburger Schatzsammlung. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Die Zaubersprüche sind in Althochdeutsch verfasst und von einem Historiker übersetzt worden. Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Lauschen Sie in einer Sonderführung den magischen Beschwörungsformeln und lassen Sie sich vom mystischen Klang verzaubern! Quelle: (c)Vereinigte Domstifter, Foto: Falko Matte

Der Merseburger Dom hütet seit Jahrhunderten einen ganz besonderen Schatz: die Merseburger Zaubersprüche.

Im 9. oder spätestens im 10. Jahrhundert wurden zwei magische Beschwörungsformeln, die aus vorchristlicher Zeit bis dahin mündlich überliefert worden waren, von einem Mönch fein säuberlich auf Pergament niedergeschrieben. Fast unscheinbar fügte sich das Einzelblatt in eine Schriftensammlung ein, gelangte durch Schenkung aus dem Kloster Fulda nach Merseburg. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte Historiker Georg Waitz dieses weltweit einzigartige Schriftstück heidnischen Inhalts zufällig wieder. Die zwei Sprüche dienen der Befreiung eines Gefangenen und der Heilung eines verletzten Pferdefußes. Doch ihr Zauber geht weit über die eigentlichen Beschwörungen hinaus. Dank dieser schriftlichen Überlieferung erhalten wir einen unmittelbaren Einblick in die Kultur unserer Region vor über 1000 Jahren, die Rhythmik und die Klangfülle der althochdeutschen Sprache und die Götterwelt der vorchristlichen Zeit. Jakob Grimm wählte die Merseburger Zaubersprüche zum Thema seiner Antrittsvorlesung bei der Berliner Akademie der Wissenschaften und würdigte sie als „Kostbarkeit, [der] keine Bibliothek in Deutschland … etwas zur Seite zu stellen [habe].“

Aus konservatorischen Gründen wird das Original wie ein Schatz sicher in der Merseburger Domstiftsbibliothek verwahrt und nur zu ganz besonderen Anlässen und dann auch nur für kurze Zeit präsentiert. Als unersetzlicher Bestandteil des deutschen und internationalen Kulturerbes wurde 2021 der Antrag zur Aufnahme in das Weltdokumentenerbe bei der UNESCO eingereicht.

Im Zauberspruchgewölbe in der Südklausur des Merseburger Doms ist eine detailgetreue handschriftlich gefertigte Abschrift der magischen Zeilen, ein so genanntes Faksimile, ausgestellt. Der mystische Klang der gesprochenen Worte „Ben zi bêna, bluot zi bluoda“ verzaubert den Zuhörer und lässt bei manchen Gästen sogar einen Schauer über den Rücken laufen.

Unser Tipp: Weitere Informationen zu den Merseburger Zaubersprüchen und die Anwendung und Wirkung mittelalterlicher Heilungsformeln werden am 1. November in der Sonderführung „Heilung durch die Kraft des Glaubens“ zu Gehör gebracht.

Merseburger Dom, Mittwoch, 1. November, 17 Uhr | Sonderführung „Heilung durch die Kraft des Glaubens“. Wir empfehlen eine frühzeitige Buchung über den Ticketshop.

Weitere Infos: https://www.youtube.com/@vereinigtedomstifter596

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