Gabriela Pantring: „Wir können Sprint und Marathon“

Stand: 13:36 Uhr Gabriela Pantring, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der NRW.Bank Gabriela Pantring, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der NRW.Bank Quelle: Christian Lord Otto/NRW.BANK Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Die Vizechefin der landeseigenen NRW.Bank, Gabriela Pantring, sieht in dem laufenden klimaneutralen Umbau der Industrie an Rhein und Ruhr viel Potenzial für das Land Nordrhein-Westfalen: „Es entstehen dadurch auch enorme Chancen, den Wohlstand von morgen zu sichern“, erklärt sie im Interview. Anzeige Anzeige

Zum Interview empfängt Gabriela Pantring im 13. Stock der NRW.Bank im Düsseldorfer Regierungsviertel. Von hier oben geht der Blick weit gen Westen und Süden, zu sehen sind auch die Kühltürme der RWE-Kraftwerke im Rheinischen Revier, wo ab 2030 die Kohleverstromung enden soll. Bei schönem Wetter könne man von hier oben auch den Kölner Dom erkennen, berichtet die Bankerin. Am Standort Düsseldorf beschäftigt die NRW.Bank etwa 1000, in Münster knapp 500 Mitarbeitende.

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WELT: Frau Pantring, Sie sind seit 2016 Vorständin bei der NRW.Bank, seit Kurzem auch Vizechefin. Warum gibt es immer noch so wenig Frauen in den Vorständen?

Gabriela Pantring: Aktuell sind die Zahlen noch niedrig – auch niedriger als in anderen Ländern. Wir sprechen da über rund 27 Prozent bezogen auf die Finanzdienstleistungsbranche. Aber die Chancen für Frauen sind so gut wie nie zuvor. In der NRW.Bank werden wir im Laufe des nächsten Jahres drei Frauen und zwei Männer im Vorstandsteam haben. Mich persönlich hat die Berufung zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden sehr gefreut, denn ich arbeite sehr gerne für und mit den Menschen in unserem Bundesland – da steckt bei mir echtes Herzblut drin.

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WELT: Warum brauchen wir die NRW.Bank überhaupt? Es gibt doch auch die KfW, die Förderbank des Bundes …

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Pantring: Jedes Bundesland hat seine eigene Förderbank. Unsere Bank wurde 2002 aus der WestLB heraus gegründet. Die Besonderheit der NRW.Bank ist, dass sie nicht von Haushaltsmitteln des Landes abhängig ist, sondern sich über den internationalen Kapitalmarkt refinanziert. Dabei sichert uns die sehr gute Bonität unseres Eigentümers, des Landes Nordrhein-Westfalen, beste Refinanzierungsmöglichkeiten. Davon profitieren unsere Kundinnen und Kunden, da wir so Kredite zu besonders günstigen Konditionen vergeben können.

WELT: Was können die Kunden alles bei Ihnen bekommen?

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Pantring: Wir bieten Wirtschaftsförderung, Wohnraumförderung und die Finanzierung von Kommunen und Infrastrukturmaßnahmen an. Im Durchschnitt geben wir jedes Jahr etwa zehn Milliarden Euro an Förderkrediten für diese Themen heraus, in Krisenjahren, wie während der Corona-Pandemie, waren es auch deutlich mehr, 17 Milliarden Euro.

WELT: Was kann eine Förderbank aktuell tun, um in einer Situation, die von Krisen und einer ausgeprägten Investitionszurückhaltung der Wirtschaft geprägt ist, Förderanreize zu setzen?

Pantring: In der Niedrigzinsphase konnten wir Kredite zu nahezu null Prozent herausgeben, derzeit liegen die Zinsen natürlich wieder höher. Noch wichtiger ist aber, dass wir in der Lage sind, die niedrigen Zinsen langfristig festzuschreiben. Bei unserem Wohneigentumsprogramm beispielsweise bis zu 30 Jahre, bei unserem Universalkredit für Unternehmen und Gründungen bis zu 20 Jahre. Unser Motto lautet: Keine gute Idee soll an der Finanzierung scheitern, bei allen Herausforderungen, die es sonst auch geben mag. Und daran wollen wir uns auch messen lassen.

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WELT: Die Landesregierung will NRW zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas umbauen. Wie können Sie als Bank dabei helfen, die Ziele zu erreichen? Ist das überhaupt möglich? Und was dürfte das kosten?

Pantring: Ich glaube, die Ziele sind erreichbar. Und wir werden alles dazu beitragen, damit diese Ziele auch erreicht werden. Es wird aber enorme Anstrengungen für alle bedeuten, da müssen alle an einem Strang ziehen – Wirtschaft und Gesellschaft. Nach Berechnungen des RWI – des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung – sind für Nordrhein-Westfalen rund 70 Milliarden Euro notwendig, um die klimaneutrale Transformation in allen entscheidenden Industriezweigen erfolgreich umzusetzen, und zwar jährlich. Aber man muss ganz klar sagen: Es entstehen dadurch auch enorme Chancen, den Wohlstand von morgen zu sichern. Ein Großteil muss dabei privat investiert werden, der NRW.Bank kommt als Förderbank und Anschieberin hier eine wichtige Rolle zu. Und diese Rolle nehmen wir gern an, denn die Transformationsthemen sind in unserer DNA als Förderbank fest verankert. Daneben sind wir natürlich auch Krisenhelferin in der Not.

WELT: In welchen Bereichen denn zuletzt, außerhalb der Corona-Krise?

Pantring: Nehmen Sie etwa die Hochwasser-Katastrophe in NRW im Sommer vor zwei Jahren. Da haben wir innerhalb von 24 Stunden auf Basis bestehender Förderprogramme Hilfen für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt. Das ist dann der Sprint, den müssen wir können. Die Transformationsthemen sind langfristige Themen, da müssen wir Marathon können, da darf einem als Förderbank die Puste nicht ausgehen. Wir können beides, Sprint und Marathon.

WELT: Welche Rolle spielen Start-ups aus NRW? Wie können Sie solche Gründer unterstützen, vor allem in den ersten Jahren?

Pantring: Wir hatten durch Corona eine leichte Zurückhaltung, aber Gründungen spielen in NRW weiterhin eine große Rolle. Wir sind über die Jahre immer ein Gründerland gewesen und hatten 2022 erneut an die 50.000 gewerbliche Neugründungen. Und damit liegen wir auch bundesweit an der Spitze. Wir haben eine dichte Infrastruktur und viele Hochschulen, vor allem in den Ballungszentren am Rhein und im Ruhrgebiet. Wir bieten Gründenden ein breites Portfolio an Unterstützung. Das fängt bei kleinen Summen schon an: Für Klein- und Einzelunternehmen bieten wir beispielsweise spezielle Mikrodarlehen, mit einer maximalen Darlehenshöhe von 50.000 Euro. Aber auch für alle anderen Bedarfe bieten wir ein breites Portfolio an Darlehens- und Eigenkapitalprodukten. Und bieten daneben auch eine fundierte Beratung an.

In Wuppertal kommen Start-ups aus aller Welt regelmäßig beim sogenannten Circular Valley zum Thema Kreislaufwirtschaft zusammen. Dort treffen sie auch auf Investoren und Geldgeber aus NRW. Quelle: Jan Turek / Circular Valley.

WELT: Werden überhaupt alle Mittel abgerufen, die Sie zur Verfügung haben? Und es gibt ja auch Konkurrenz, viele Gründer zieht es ja nach Berlin.

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Pantring: Wir haben keinen Topf, der irgendwann leer ist, sondern können mit unserem Förderfinanzierungsangebot auf den Bedarf flexibel reagieren. Und wir sind für alle Branchen offen. Die Entwicklerin von Computer-Spielen schauen wir uns genauso an wie den Bäcker. Vor Kurzem wurde eine Foodbloggerin aus Bochum, Kikis Kitchen, mit unserem MUT-Gründungspreis ausgezeichnet. Eine spannende Gründungsgeschichte mit einer mutigen jungen Gründerin.

WELT: Warum gibt es immer noch weniger weibliche als männliche Gründer?

Pantring: Manchen Studien zufolge sind Frauen etwas risikoaverser als Männer, gründen oft lieber im Nebenerwerb. Unsere Förderprogramme sind auch deswegen für Teilzeitgründungen offen. Wir unterstützen zudem Programme, die Frauen gezielt fördern, wie das „Xelerator“-Programm der „Female Academic Entrepreneurs“, einem Inkubator für Gründerinnen an der Ruhr-Universität Bochum.

WELT: Seit zehn Jahren gibt es bei Ihnen sogenannte „Green Bonds“. Die NRW.Bank war damals die erste Förderbank Europas, die 2013 einen Green Bond herausgebracht hat. Was hatte es damit auf sich, wie hat er sich entwickelt?

Pantring: Unser Green Bond ist eine echte Erfolgsgeschichte – mit einer enormen Wirkung. Wir haben nicht nur acht Milliarden Euro in den zehn Jahren eingesammelt – sondern auch 25 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Damit wurden Projekte wie die Emscher-Renaturierung mitfinanziert. Und die positive Auswirkung lässt sich eindrucksvoll belegen. So gab es bei dem Jahrhunderthochwasser 2021 an der Emscher keine Hochwasserschäden. Die Artenvielfalt in und entlang der Emscher ist von zehn in den 1990er-Jahren auf mehr als 310 im vergangenen Jahr gestiegen. Um dies nachzuweisen, arbeiten wir mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie zusammen. Die sind spezialisiert auf diese Fragen.

WELT: Wie sieht es in der NRW.Bank selbst mit dem Schonen von Ressourcen aus? Haben Sie schon einen elektrischen Dienstwagen?

Pantring: Das ist bereits ein Hybrid-Fahrzeug und ich möchte baldmöglichst auch vollelektrisch fahren. Aber wir arbeiten hier an allen Prozessen und haben uns einer entsprechenden Zertifizierung gestellt. An unseren Standorten in Düsseldorf und in Münster waren Prüfer und haben sich alles angeschaut, vom Verbrauch von Strom und Wärme, Wasser und Papier bis zu unseren Abfallmengen. Aber es geht auch um Dienstreisen, die ja durch vermehrte Video-Konferenzen stark zurückgegangen sind. Darüber hinaus untersuchten die Umweltgutachter auch das Produktangebot in Sachen Förderung. Aus dem Bericht, der im Januar vorliegen soll, werden wir dann konkrete Ziele für die kommenden Jahre ableiten, denn wir wollen auch als NRW.Bank bis 2045 klimaneutral werden. Diese Anstrengungen schlagen übrigens auch auf unsere Attraktivität als Arbeitgeber durch.

WELT: Gibt es ausreichend Bewerber?

Pantring: Der demografische Wandel ist in allen Branchen Thema. Natürlich suchen wir auch, vor allem für die Zukunft. Rund ein Drittel unserer Mitarbeitenden wird uns altersbedingt in den kommenden Jahren verlassen. Wir hatten immer gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und suchen auch für die Zukunft gute Leute.

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