Chinas ehemaliger Ministerpräsident Li Keqiang ist tot

Xi Jinping (links) und Li Keqiang im Jahr 2018.Politische Rivalen: Xi Jinping (links) und Li Keqiang im Jahr 2018. © Greg Baker/AFP

Zehn Jahre lang versuchte er vergeblich, sich gegen den übermächtigen Xi Jinping durchzusetzen. Nun ist Chinas ehemaliger Ministerpräsident Li Keqiang verstorben.

Peking – Noch bis vergangenen März war er Chinas Nummer zwei: Li Keqiang, ehemaliger Ministerpräsident der Volksrepublik, ist am Freitag im Alter von 68 Jahren gestorben. Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Li sei um 0.10 Uhr Ortszeit in Shanghai einem Herzinfarkt erlegen, alle Rettungsversuche seien vergeblich geblieben, so Xinhua weiter. Li Keqiang war von 2013 bis 2023 chinesischer Ministerpräsident, zwei Amtszeiten diente er unter Staats- und Parteichef Xi Jinping. In diesen Jahren baute Xi seine Macht immer weiter aus, zuletzt holte er sich im vergangenen Oktober ausschließlich treu ergeben Loyalisten in den Ständigen Ausschusses des Politbüros, Chinas siebenköpfige Machtzentrale.

Schon zuvor hatte es Li Keqiang schwer, sich gegen Xi Jinping durchzusetzen, Beobachter bezeichneten ihn als einen der schwächsten Ministerpräsidenten in der Geschichte der Volksrepublik China. Obwohl Li als Ministerpräsident und Nummer zwei im Ständigen Ausschuss auf dem Papier einer der mächtigsten Männer im Land war, dominierte Xi die Politik. So musste der wirtschaftsfreundliche Li mitansehen, wie Xi andere Schwerpunkte setzte und das Wirtschaftswachstum zunehmend vernachlässigte. So gilt Xi als besessen von der Idee, die nationale Sicherheit über alles andere zu stellen. Auch Xis harte Null-Covid-Politik schadete nicht nur der Bevölkerung, die teilweise wochenlang in ihren Wohnungen eingesperrt war, sondern auch der chinesischen Wirtschaft. Der erwartete Aufschwung nach dem Ende der Null-Covid-Politik vor rund einem Jahr ist bislang weitgehend ausgeblieben.

Li Keqiang: Aufstieg in der Kommunistischen Jugendliga

Auf seiner letzten Pressekonferenz im März gab sich Li dennoch zuversichtlich: „Ganz gleich, wie sich die internationalen Winde und Wolken verändern, China wird seine Öffnung unbeirrt ausbauen“, sagte Li. „Der Jangtse und der Gelbe Fluss werden nicht rückwärts fließen.“ Schlagzeilen machte Li 2020, als er öffentlich erklärte, in China lebten rund 600 Millionen Menschen mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 1000 Yuan (umgerechnet 132 Euro).

Li Keqiang wurde am 1. Juli 1955 in der Provinz Anhui im Osten Chinas geboren. Gegen Ende der Kulturrevolution, die Chinas damaliger Diktator Mao Zedong 1966 angezettelt hatte, musste Li 1974 wie viele andere Jugendliche auch Feldarbeit verrichten. Später studierte er Jura an der renommierten Peking Universität, nach seinem Abschluss wurde er Mitglied der Kommunistischen Jugendliga, der Nachwuchsorganisation der Kommunistischen Partei Chinas. Dort traf er auf Chinas späteren Staats- und Parteichef Hu Jintao, der sein Förderer werden sollte und schließlich dafür sorgte, dass Li Ministerpräsident wurde.

Li Keqiang hinterlässt Frau und Tochter

Zuvor war Li ab 1998 Gouverneur der Provinz Henan, im Jahr 2004 stieg er zum Parteichef der Provinz Liaoning auf. Schließlich wurde er unter Hu Jintao der Vize von Ministerpräsident Wen Jiabao. Nach zwei Amtszeiten als Ministerpräsident folgte ihm im März 2023 Li Qiang (nicht verwandt), ein enger Vertrauter von Xi Jinping, ins Amt. Auch Li Qiang ist bislang weitgehend gesichtslos geblieben, während Xi weiterhin die chinesische Politik dominiert.

Li Keqiang war mit der Professorin für englische Literatur Cheng Hong verheiratet. Er hinterlässt eine Tochter. (sh)

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