Corona-Politik: Laschet und Stamp doch hatten Recht

Veröffentlicht am 07.11.2022 Eine Foto-Montage, die den Autor des Artikels sowie Armin Laschet und Joachim Stamp zeigt Armin Laschet und Joachim Stamp wurden während der Corona-Pandemie stark kritisiert. Zu Unrecht? Quelle: picture alliance/Christoph Hardt/Geisler-Fotopress; Catrin Moritz Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen. Podcast freigeben Für ihren kinderfreundlichen Lockerungskurs in der Corona-Pandemie wurden Armin Laschet und sein Kita-Minister Joachim Stamp in NRW einst heftig geprügelt. Nun hat sie ausgerechnet Karl Lauterbach, der Gewährsmann ihrer früheren Kritiker, rehabilitiert – ein Moment voller Lektionen. Anzeige Anzeige

Die Corona-Jahre waren eine Zeit der Prügel – für Armin Laschet und Joachim Stamp. Als Ministerpräsident und Kita-Minister in NRW wagten die beiden so einige heftig umstrittene Vorstöße, um die Corona-Schutzmaßnahmen unter anderem für Kleinkinder zu lockern.

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Dieser Kurs kam sie teuer zu stehen. Nicht nur in sozialen Medien wurde ihnen eine kaum zu steigernde moralische Verdammung zuteil: Sie persönlich seien schuld am Tod von Kindern. Sie stünden auf einem Niveau mit Verbrechern, sie seien „Kindermörder“. Daneben erhielten sie eine Flut von Morddrohungen und übelsten Beschimpfungen (Laschet und Stamp gewährten bisweilen Einblick in diese Zuschriften).

Moralschwerer Abscheu prägte auch so manche Kritik der damaligen rot-grünen Opposition im Land. Ganz abgesehen von der infamen Unterstellung, Laschet und Stamp gehe es mit ihren Lockerungen gar nicht um das Wohl von Kindern, sondern nur darum, den Unternehmerwunsch nach verfügbaren Arbeitskräften zu befriedigen. Sie seien also nicht nur Verbrecher, sondern auch noch Marionetten des Kapitals.

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Nun aber erlebten die beiden eine späte Genugtuung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, in den Corona-Jahren stets aufseiten der Laschet-Kritiker zu finden, gab kürzlich zu, dass Kitas in der Pandemie keine Infektionsherde und keine Treiber für Ansteckungen darstellten.

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Rückblickend seien die Kita-Schließungen „daher nicht nötig gewesen“. Diese Einschätzung hatten zwar auch schon Studien in den Jahren 2020 und 2021 nahegelegt (auf die hatten sich Laschet und Stamp berufen). Doch jetzt hat mit Lauterbach die Autorität, der Gewährsmann schlechthin aller Lockerungsgegner, die damaligen Verantwortlichen in NRW rehabilitiert.

Dabei hatten Laschet und Stamp mitnichten einen radikalen (oder auch nur einen stets kohärenten) Kurs gefahren. Sie hatten zunächst ebenfalls konsequent Kitas geschlossen. Und blieben auch in manch anderer Einzelfrage im Blick auf die Kitas stets schwankend. Aber: Nach dem ersten Lockdown 2020 mit seinen weitgehenden Kita-Schließungen hatten sie immerhin schneller als viele andere ihr Augenmerk auf die Leiden der Kleinkinder und betreuenden Eltern (vor allem von Frauen) gerichtet. Sie liehen den Kinder- und Jugendärzten ihr Ohr, die vor einer Flut körperlicher, intellektueller und seelischer Störungen bei Kindern gewarnt hatten.

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Und sie nahmen die frühen Hinweise aus der Forschung ernst, dass Kitas keine Pandemie-Treiber seien. Aus all dem zogen sie den Schluss, das Kindeswohl bei einer Vielzahl von Einzelentscheidungen fortan stärker zu beherzigen – jedenfalls etwas stärker als in vielen anderen Bundesländern.

Diesem Vorsatz blieben sie auch dann noch treu, als die Mehrheit der Deutschen mit der NRW-Linie erkennbar zu fremdeln begann. Was gerade für den damaligen Kanzlerkandidaten Laschet eine schwere Bürde darstellte. Dennoch setzten die beiden in den Kitas von NRW immer großzügigere Härtefallregelungen bei Folgelockdowns durch.

Sie erweiterten die Öffnungszeiten mutiger als andere. Und begrenzten die Kita-Quarantäneregeln offensiver (bei der Dauer ebenso wie bei der Frage, ob und wie viele Kontaktpersonen eines infizierten Kindes in Quarantäne müssen). Und weil ja auch Politiker gerne mal recht haben, darf man ihnen zugestehen: Damit (keineswegs mit allen anderen Entscheidungen in den Corona-Jahren) hatten sie recht.

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Bei aller verdienten Genugtuung, die die beiden angesichts der Lauterbach-Wende empfinden mögen – es geht um mehr: Der politische Streit ist damals nicht nur ins Gehässige, sondern auch ins fast Wahnhafte abgeglitten. Auf einer erkennbar lückenhaften Datenbasis wurden apodiktische Urteile mit maximaler moralischer Aufladung abgefeuert.

Und was sonst ist wahnhaft, wenn nicht der Glaube, bei einem vorläufigen Kenntnisstand könne man endgültige Urteile fällen? So agieren Zeitgenossen (nicht nur) in sozialen Medien zwar täglich. Aber die späte Rehabilitierung dieser beiden Watschnmänner der Nation führt doch besonders deutlich vor Augen, was wir alle immer wieder neu lernen müssen: Die selbstgerechte Lust am Empören, Verdammen und Verreißen ist der Feind des aufgeklärten, zivilisierten Miteinanders.

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